Machen Sie mit bei unserer neuen Leselounge! Im Mittelpunkt steht das literarische Schaffen von Zeitgenossinnen Erich Kästners bis hin zu weiblichen Stimmen der Gegenwart. Ob leidenschaftliche Leser:innen oder neugierige Entdecker:innen – alle sind willkommen!
An diesem Abend widmen wir uns drei Autorinnen, die die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen in Ost- und Westdeutschland literarisch beleuchten. Im Mittelpunkt stehen Gisela Elsners (BRD) Roman „Abseits“ und Christine Wolters (DDR) „Die Alleinseglerin“, die eindrucksvolle Einblicke in die Lebensrealitäten ihrer Protagonistinnen geben – geprägt durch die spezifischen Normen und Zwänge der jeweiligen Gesellschaft.
Ergänzend werfen wir einen Blick auf die Lyrik von Helga M. Novak, einer Autorin, die 1967 aus der DDR in die Bundesrepublik ausreiste. Ihre Gedichte reflektieren die Erfahrungen beider deutscher Staaten und thematisieren die damit verbundenen Herausforderungen.
Für eine gemütliche Atmosphäre ist gesorgt. Lassen Sie sich inspirieren und genießen Sie anregende Gespräche.
BÜCHER & AUTORINNEN
"Abseits" (1982)
In ihrem Roman beleuchtet Gisela Elsner anhand ihrer Protagonistin Lilo Besslein die Schattenseiten des gesellschaftlich determinierten Ehefrauenlebens. Elsner lässt Lilo Besslein konträr zu gesellschaftlichen Erwartungen keine fürsorgliche, liebende Mutter sein, sondern zeigt eine Frau, welche von Freunden und Familie zur Annahme ihrer ungewollten Schwangerschaft gedrängt wird und sich infolgedessen nach der Geburt ihres Kindes gefangen in der Mutterrolle fühlt. Wiederholte Versuche Lilos aus der Mutterrolle und dem Eheleben auszubrechen, scheitern und führen sie in eine immer stärkere soziale Isolation.
Gisela Elsner wurde am 2. Mai 1937 in Nürnberg geboren. Sie veröffentlichte acht Romane, diverse Erzählungen, Aufsätze und Hörspiele sowie ein Opernlibretto. Für ihr Werk erhielt sie etliche internationale Auszeichnungen, darunter den Prix Formentor für ihren ersten Roman Die Riesenzwerge. Sie war Mitglied der DKP und seit 1971 im PEN. Am 13. Mai 1992 nahm sich Gisela Elsner das Leben.
Die Alleinseglerin (1982)
Almut, eine alleinerziehende Literaturwissenschaftlerin, übernimmt von ihrem Vater ein Segelboot, einen Drachen – wunderschön, doch viel zu groß und viel zu kostspielig für sie. Bald verschlingt der Drache all ihre Zeit und ihr Geld. Sie verbringt die Wochenenden nur noch am See, mit der Instandhaltung und Renovierung beschäftigt, oder läuft auf der Suche nach Lack, Sandpapier, Planstoff durch ganz Ostberlin. Die anderen Bootsbesitzer, alles Männer, belächeln sie – so ein Boot sei nichts für eine einzelne Person, schon gar nicht für eine Frau. Mehrfach versucht sie, den Drachen zu verkaufen, aber dann kann sie sich doch nicht von ihm trennen. Denn mit ihm entdeckt sie eine Freiheit, die sie weder in ihrem Land noch in einer Beziehung je finden konnte.
Christine Wolter wurde 1939 in Königsberg/Kaliningrad geboren. Nach der Flucht aus Ostpreußen 1944 kam ihre Familie 1950 nach Ostberlin. Sie studierte Romanistik, war Lektorin im Aufbau-Verlag und ist freiberufliche Übersetzerin, Herausgeberin und Schriftstellerin. Christine Wolter schreibt Erzählungen, Romane und Lyrik, darunter den Bestsellerroman Die Alleinseglerin, der 1982 erschien und von der DEFA verfilmt wurde. 1978 zog sie nach Italien und lebt heute bei Mailand und in Berlin.
Helga M. Novak war eine deutsch-isländische Schriftstellerin, deren Werk stark von politischen und gesellschaftlichen Themen geprägt war. Sie studierte Journalistik in Leipzig, brach ihr Studium jedoch 1957 ab, da sie sich weigerte, für die Staatssicherheit zu arbeiten. 1961 ging sie nach Island, kehrte 1965 in die DDR zurück, wurde jedoch 1966 ausgebürgert und musste das Land verlassen. Ab 1966 war sie isländische Staatsbürgerin und ließ sich später in der Bundesrepublik Deutschland nieder. Ihre frühe Lyrik kritisierte die staatlichen Eingriffe in das Privatleben in der DDR, während sie sich später einer realistischen Naturlyrik zuwandte. Sie verstarb 2013.