Villa Augustin (Das Erich Kästner Haus für Literatur)

Villa Augustin

Wohnhaus des Onkels Franz Augustin

Erich Kästners Onkel mütterlicherseits, Franz Augustin, brachte es mit dem Pferdehandel zu einigem Wohlstand. Usprünglich im Gewerbeviertel Hecht ansässsig, wurde er von seinem dortigen Umfeld zum Umzug in eine standesgemäßere Umgebung genötigt und kaufte schließlich die stattliche Villa Antonstraße/Ecke Albertplatz im Jahre 1915. Neben Onkel Franz und Tante Lina wohnte auch Kästners Cousine Dora hier. Sie trug den Spitznamen „Pünktchen“. Na, erinnert Sie das an ein bekanntes Kinderbuch des Autors?

Die Königsbrücker Straße in wenigen Minuten Entfernung, wurde die Villa Augustin für Erich Kästner rasch zu einem wichtigen Ort: Als Jugendlicher ging er hier ein und aus. Besonders liebte er der Garten der Villa; sein liebster Aufenthaltsort war ein versteckter Sitzplatz auf der Gartenmauer, von der er das Treiben auf dem Albertplatz beobachtete:

„Am liebsten hockte ich dann auf der Gartenmauer und schaute dem Leben und Treiben auf dem Albertplatz zu. Die Straßenbahnen, die nach der Altstadt, nach dem Weißen Hirsch, nach dem Neustädter Bahnhof und nach Klotzsche und Hellerau fuhren, hielten dicht vor meinen Augen, als täten sie’s mir zuliebe. Hunderte von Menschen stiegen ein und aus und um, damit ich etwas zu sehen hätte. Lastwagen, Kutschen, Autos und Fußgänger taten für mich, was sie konnten. Die zwei Springbrunnen* zeigten ihre Wasserkünste. Die Feuerwehr ratterte, mit ihrem Hornsignal und glockenläutend, vorbei. Schwitzende Grenadiere kehrten, singend und im Gleichschritt von einer Übung in die Kaserne zurück. Eine königliche Equipage rollte vornehm übers Pflaster. Eisverkäufer in weißer Uniform verkauften an der Ecke Waffeln für fünf und für zehn Pfennige. Ein Bierwagen verlor ein Hektoliterfass, und die Neugierigen kamen gelaufen. Der Albertplatz war die Bühne. Ich saß, zwischen Jasmin und Bäumen, in der Loge und konnte mich nicht sattsehen.“

Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war
*„Stilles Wasser“ und „Stürmische Wogen“ von Robert Diez, 1894

Das Erich Kästner Haus für Literatur e.V.

Unter dem Dach der im Herzen der Dresdner Neustadt liegenden Villa Augustin vereint Das Erich Kästner Haus für Literatur e.V. das mobile interaktive micromuseum® für Erich Kästner - Konzeption & Architektur von Ruairí O'Brien - mit einem vielfältigen Veranstaltungsbetrieb zu Themen, Texten und Autor:innen der Gegenwart. Anlass für die Museumsgründung war der 100. Geburtstag unseres Hauspatrons im Jahre 1999; das außerordentliche bürgerschaftliche Engagement vieler Einzelpersonen und weitsichtige Unterstützer machten es möglich, das singuläre Museumsprojekt am 23. Februar 2000, pünktlich zu Erich Kästners 101. Geburtstag, zu eröffnen. Das ergonomische, auf Besucherteilhabe und Nach­haltigkeit ausgerichtete Museumsensemble be­steht aus einem Multimediakern und 13 mobilen Säulen mit benutzbaren Exponaten. Outreach-Projekte wie das Erich Kästner MuseumsMobil, das Virtuelle Museum oder das Erich Kästner Viertel und die Audioguide App tragen dazu bei, den Facettenreichtum in Leben, Werk und Wirken Erich Kästners indivi­duell, immersiv und intergeneratio­nell zu vermitteln.

Das Erich Kästner Haus für Literatur e.V.
Villa Augustin
Antonstraße 1
01097 Dresden
Tel. 0351 8045087 / 86

kontakt@kaestnerhaus-literatur.de
www.kaestnerhaus-literatur.de

 

Öffnungszeiten:

Sonntag, Montag, Donnerstag, Freitag von 10.00 - 17.00 Uhr
Mittwoch 12.30 - 17.00 Uhr
Mittwoch für angemeldete Gruppen 9.00 - 12.30 Uhr
Dienstag und Samstag geschlossen